Hat das denn nie ein Ende? Der Ärger über die zeitweillige Benamsung des Flughafen Zürich-Kloten mit dem „Begriff Unique“ sitzt bei mir noch so tief, dass sich alles in mir zusammen zog als ich dieses Plakat sah. Und aus dem Archiv meine Schmäh-Kolumne aus der SonntagsZeitung vom 2. August 2009 fischen musst:
«Unique»: Wer dachte sich den Nonsens aus?
Thomas Haemmerli
Wir alle, vermute ich, empfanden Genugtuung, als diese Zeitung vorige Woche enthüllte, der Flughafen Kloten trenne sich vom depperten Namen «Unique». Zum Ich-hab’s-immer-gesagt-Triumph gesellt sich aber ein schales Gefühl, weil der Flughafen damals zu 70 Prozent der Öffentlichkeit gehörte und nicht einsehbar ist, warum bei der Londoner Agentur Wolff Olins 800 000 Franken allein für die Namensfindung zum Fenster rausgeworfen wurden. Und man fragt sich: Wer dachte sich derlei Nonsens aus?
Weil ich früher Reklamefifi war, kann ich es mir lebhaft ausmalen. Das Agenturjungvolk macht Vorschläge, der Kreativdirektor sichtet, woraus ein dickes Booklet wird, welches ein begnadetes Verkaufsgenie präsentiert. Darin hat es dann ein paar irre Ideen, in denen sich der Kunde mit Sicherheit verbeisst, so dass die ein, zwei ernst gemeinten Vorschläge durch rutschen. Ende Neunziger lief in allen angesagten Clubs der Underground-Hit «Unique» von Danube Dance, in dem die schwarze Gewaltsröhre Kim Cooper singt: «You know, baby, I was thumbin’ through the dictionary to find words to describe you. And I came across this word: Unique.» Cooper stöhnt und hebt an zum Refrain: UNIQUE! Der dritte Gin-Tonic ist intus, eventuell sind die Synapsen zunftnotorisch mit etwas Koks oder MDMA auf Euphorie gekämmt, doch im Hinterkopf mosert der Chef, nächste Woche brauche er Vorschläge für die Flughafenfritzen vom Kontinent. Die ständig betonten, sie seien ein Sonderfall. «A special case.» Kim Cooper schmettert: «Its: Unique.» Bingo! Die Clubnacht ist gerettet.
Christian Birck von Wolff Olins sagte damals, man habe Namen vorgeschlagen, «die von sehr konservativ bis zu sehr abstrakt» gereicht hätten. «Unique» sei Favorit gewesen.
Wie, um Gottes willen, mögen dann die verworfenen Konzepte gelautet haben? «Meine Herren, wir starten mit konservativem Branding: Unsere historische Variante: ‹Bollwerk Flughafen Winkelried›. Mehr in heutigen Kulturkämpfen positioniert: ‹Flughafä Hellebardä Köppel-Chlotä›, womit ein Sohn Klotens geehrt und sprachliche Lokalverankerung garantiert wäre. Der grösste Brand-Spielraum ergibt sich mit unserem konsequent abstrakten Vorschlag: Kloten ‹Port NX-2Z29b-3›. Hoch affin zu jungen Zielgruppen wäre dagegen ‹Yo! MoFo-Kloten-Pimp-My-Flughafen-AG›. Unsere Empfehlung aber ist pfiffig modern, eckt nicht an, verköpert perfekt die core brand values und heisst griffig: ‹Unique!›» Flughafendirektor Josef Felder war verblüfft. Genau! Hellebarde fand er auch zu lokal, den Rest auch zu, äh, trendy, aber «Unique», das hätte von ihm selbst stammen können. Und so hiess der Flughafen Kloten – bis Felder mit einem dicken Bonus von dannen zog – doch tatsächlich Uniiiiiiiiiiiik.
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