Der Schweizer Künstler Luciano Castelli erhält zusammen mit dem chinesischen Kollegen Tan Ping eine grosse Ausstellung, die in Bejing und Shanghai gezeigt wird. Kuratorin Dr. Huang Mei erklärt, warum Castellis Arbeit in China so fasziniert
Frau Doktor Huang Mei, als Kuratorin haben Sie sich Ausstellungen verschrieben, die einen Dialog zwischen chinesischer und westlicher Kunst in Gang setzen.
Es gibt sowohl hier, im Westen, als auch in China noch immer grosse Lücken im Wissen über kontemporäres Kunstschaffen der anderen Seite. Und: Werke werden in beiden Kulturkreisen auch anders gelesen.
Sie haben in China vor allem mit „Infinity„ Furore gemacht. Einer Ausstellung die neoexpressionistische Positionen aus Deutschland in China einführte und mit expressiven Chinesen verglich.
Aus Deutschland zeigten wir die die sechs Meister Baselitz, Kiefer, Polke, Penck, Immendorf und Lüpertz, die wir mit weiteren Künstlern wie Jonathan Meese ergänzten. Und dem Schweizer Luciano Castelli, weil er ein herausragender Vertreter der neoexpressiven Wilden der 1980er ist.
Wie ist das angekommen?
Weil Castelli so expressiv ist, weil seine Bilder sofort auffallen und die Zuschauer in ihren Bann nehmen, haben sie viel Aufmerksamkeit erregt. Die Bildgestaltung, Struktur und Pinselführung und vor allem auch das Selbstzentrierte sind in China sehr gut angekommen. Auch bei chinesischen Sammlern.
Hat sich das in Verkäufen niedergeschlagen?
Die Werke mussten aus formal-bürokratischen Gründen zurück nach Europa, waren aber von Sammlen vorbestellt und wurden gleich wieder nach China expediert. Die Sammler waren begierig auf Castellis Arbeiten.
Jetzt kuratieren Sie eine grosse Ausstellung in Bejing und Shanghai mit Werken von Castelli und dem chinesischen Künstler Tan Ping.
Von Castelli zeige ich Revolving Paintings, also seine Malereien, die je nach dem, wie man sie beim Aufhängen dreht, andere Aspekte hervor heben. Für die Ausstellung arbeitet Castelli ertmals mit kleinen Motoren, die die Bilder langsam um 360° drehen. Das kontrastiert perfekt mit der Malerei von Professor Tan Ping, die auf Würfeln angebracht ist. Bei Tan Ping bewegt sich der Zuschauer, um ein Werk neu zu sehen, bei Castelli ist es umgekehrt das Werk, was sich bewegt.
Gibt es weitere Verbindungslinien zwischen Castelli und Tan Ping?
Der erste optische Eindruck: Sie haben eine ähnliche Pinselführung, eine ähnliche Anmutung. Auf den ersten Blick. Sieht man genauer hin, erkennt man, dass die Wurzeln vershieden sind. Was sie zu Gegensätzen macht: Bei Tan Ping gibt es keinerlei Selbstdarstellung. Auch wenn sein von Vernunft und Ruhe geprägter Charakter im Oeuvre aufscheint. Luciano Casellit dagegen hat sich immer wieder mutig selbst dargestellt und in seinen Werken gezeigt. Das ist etwas, was China eher fremd ist, und es ist gerade dieses Selbstvertrauen, das so fasziniert. Das fühende Kunstportal Chinas nennt die Ausstellung schon jetzt eine der zehn wichtigsten von 2015.
Bejing, The National Art Museum of China, Vernissage 21. Mai 2015
Mehr über Luciano Castelli: lucianocastelli.com
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