Die Kolumme aus der SonntagsZetiung vom 10.4.2011
Thomas Held, Ex-Direktor von Avenir Suisse, sagte mir, nach wie vor habe er wahnsinnig viel zu tun. Und ich wüsste ja, auch noch jede Woche seine Kolumne. Mein Name war Hase, ich hatte keinen Schimmer. „Die Kolumne im „Magazin“!“, sagte Held. Nun lese ich das „Magazin“ nicht mehr, seit die Texte digital nur mehr per Ipad oder Iphone und auf der Homepage gar nicht mehr zu haben sind. Mir kommen keine Apple-Produkte in die gute Stube! Und sogenannte Printprodukte lese ich nur digital. Was im Netz nicht statt findet, geht an mir vorbei.
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Gleich verhält es sich mit dem TV. Unlängst zappte ich mich das erste Mal seit Monaten durchs Cablecom-Angebot. Es war grauenhaft. Langweilig. Verstaubt. Altmodisch. Antiquiert. Ich war entsetzt, dass man nicht anhalten, nicht vor- oder zurückspulen kann. Ich war empört, dass allerorten irgendein Schrott läuft, statt präzise das, wonach mir, König Kunde, gerade der Sinn steht. Es ist schon einige Jahre her, seit ich TV-Apparate weder benutze noch besitze. Und so manche Bekannte sagen mir dasselbe: In ihrem Leben spielt die Glotze keine Rolle mehr.
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Was nicht heisst, dass man nie mehr fernsieht. Man konsumiert Fernseh- und Radiosendungen einfach am Computer oder Smartphone. Technik entwickelt sich, und wer ihre letzten Segnungen kennt, will nie mehr zurück. Nun lese ich (im Internetz) ständig, die Verleger zeterten, weil die SRG ihr Internetangebot ausbauen will. Gebühren finanzierte Produkte dürften die Internetseiten der Verlage nicht konkurrenzieren. Das stünde so nicht in der Konzession etc. pp. Wer in der Debatte zwischen Verlegern und der SRG komplett vergessen geht, ist der kleine Mann von der Strasse. (Also ich.) Und der sagt: Wenn der Bürger mit seinen Konzessionsgeldern TV und Radio berappt, dann soll er bitteschön das Zeugs auch konsumieren können. Nicht bloss, wenn es gerade über den Kanal flimmert, sondern dann, wenn er Zeit, Lust und Interesse hat. Und dass die SRG im Netz, wo das Zeit-Korsett des Programms wegfällt, mehr bieten muss, etwa ungeschnittene Interviews, das liegt auf der Hand. Alles andere wäre Unsinn und Verrat an den Konzessionszahlern. Auch wenn es noch lange Menschen geben wird, die eine Apparatur lieben, bei der man nie ein update runter laden muss und nur gerade die Wahl zwischen laut/leise, ein/aus, und weiterzappen hat.
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Ein bestechender Vorschlag stammt übrigens vom Verleger dieses Blattes (Halten zu Gnaden!): Die SRG-Archive sollen für die Privaten frei zugänglich werden. Genau. Da Speicherkapazität immer billiger wird, könnte man sehr wohl das ganze Archiv einfach ins Netz stellen. Gratis für jedermann. Sollte Televisionsvisionär De Weck den dringend gebotenen Ausbau der SRG im Netz bewerkstelligen, wird er mein Held. So wahr ich Thomas heisse.
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Ein paar Links, die den Trend weg vom TV-Apparat hin zum Online-Konsum belegen, finden sich hier.
So baut man aus seinem alten Fernseher ein Aquarium.
Ein Paradebeispiel für eine chaotische, lausig gemachte Seite in Sachen online Konsum, ist www.drs.ch. Vorbildlich einfach gemacht ist dasgegen die Seite von Schawinskis Radio1, dessen Doppelpunkt ich meistens herunter lade. Auch wenn der grosskotzige Superlativ „legendärdste Talkshow der Schweiz“ Schwachsinn ist, und leider nur inkonsequent beschrieben wird, wer die Eingeladenen sind. (Wenn man schon die legendärste Talkshow der ganzen Nation ist, sollte man beim Podcast in zwei Sätzen sagen, wer beispielsweise Gerold Lauber ist. Nämlich ein mässig bekannter Stadtrat von Zürich.)
NACHTRAG 2012 09 17:
Fällig ist es ja eh, aber dass das so schnell ginge, hätte ich mir nie träumen lassen. In der NZZ erklärt SRG-Generaldirektor De Weck das, was hier vor eineinhalb Jahren gefordert wurde: Gratis Zugang zum SRG-Archiv für die Geührenzahler.
NZZ: Gleichzeitig will die SRG die Archive öffnen und verwerten. Verspricht man sich eine zusätzliche Einnahmequelle?
Für das Publikum, das die Empfangsgebühren zahlt, wollen wir Teile der Archive öffnen – kostenlos, wenn der Aufwand für die Bereitstellung vernünftig bleibt. Vor allem will die SRG ihre Archive selbst stärker verwerten: Sendungen oder Beiträge wie «Retro» mit Beni Thurnheer, der Archivperlen zeigt, finden geneigte Zuschauer. Und wer im Internet-Zeitalter seinen audiovisuellen Fundus gut zu nutzen weiss, hat attraktivere Webseiten. Darüber hinaus wird die SRG weiterhin ausgewähltes Archivmaterial vermarkten, eine spärlich sprudelnde Einnahmequelle.
Auch wenns mir damals bei der Wortwahl nur um die elliptische Gestaltung der Kolumne zu tun gewesen war: De Weck ist ein Held!
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