19.07.2009  _  Fotos + Kolumne + Benidorm; Winy Maas; Costa Blanca Facebook

Perplex in Benidorm

Die Kolumne aus der SonntagsZeitung vom 19.7.2009

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Voll guten Willens war ich. Unvoreingenommen und neugierig, als ich an der Costa Blanca nach Benidorm fuhr. Von weit schon sah ich die 200 Hochhäuser, die Benidorm zur grössten Ferienmaschine Spaniens gemacht und den Spitznamen Beniyork eingebracht haben. Vor einigen Jahren sang Stararchitekt Winy Maas ein Loblied auf Benidorm, weil dort so dicht und so sehr in die Höhe gebaut wird, dass der Umgang mit der Ressource Boden sparsam und Beniyork ein Paradebeispiel für ökologische Tourismusarchitektur ist. Auch sozial ist Benidorm vorbildlich, können doch dort vor allem Menschen mit kleinem Geldbeutel Ferien machen.

Bienvendio a Benidorm

Ich war voll guten Willens, bis ich an der Strandpromenade sass. Ich traute meinen Augen nicht. Noch nie hatte ich so viele so schlecht angezogene, so fette, so dermassen hässliche und unfrohe Gestalten auf einem Haufen gesehen.

Für Herren gilt als Dresscode: Oben ohne und krebsrot. Störrisch hält der Benitouri daran fest, dass Pigmentverfärbungen ein Statussymbol und Sonnenschutzcrème etwas für Weicheier ist. Ledrige Rentner humpeln halbnackt daher, überkandidelte Omas in Leopardenmustern brummen auf Elektromobilen vorbei, derweil grössere Trupps glatzköpfiger Jungfaschos britischen Ursprungs besoffen durch die Gegend schnüren und Ausschau halten nach der nächsten Tränke oder einer ordentlichen Prügelei.

Toni Blair liess einmal mit einer Studie ergründen, warum der Brite als Tourist einen so schlechten Ruf habe. Resultat: Die grosse Mehrheit wünscht sich Alkoholexzesse und Gelegenheitsgeschlechtsverkehr, eine Minderheit braucht für den gelungenen Urlaub zusätzlich Keilereien.

Eingenwilliges Styling in Benidorm

Fahsion: Catwalk in Benidorm

Fahsion: Catwalk in Benidorm

Damen unbestimmbaren Alters stapfen in Minijupes daher, aus welchen einem Beinpfosten entgegengrellen, die Elephant Man vor Neid hätten erblassen lassen. Alle, selbst Kinder und Teenager, sind von massiven Fettschichten ummantelt.

Elebniswelt Strandpromenade Benidorm

Der Clou an Beni, dachte ich, ist die Gewissheit, dass alle anderen ebenso fett, hässlich und feuerrot sind, sodass es eh keine Rolle mehr spielt und man dank Pauschal-Sangria mit lieben Freunden bogenkotzen oder aber mit einem anderern Fettklops in die Laken plumpsen kann.

«Des kleinen Mannes Sonnenschein: Ficken und besoffen sein.»

Es nützt aller gute Wille nichts, in Benidorm muss man lästern – und verbleibt doch verstört und perplex.

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Es gibt übrigens inzwischen eine britische Serie namens Benidorm, von der gerade die dritte Staffel fabriziert wird. Kostprobe auf youtube, ausserdem läuft Benidorm auf dem neuen deutschen Sender TIMM, der sich teilweise per Internet empfangen lässt, die englische DVD ist draussen und in den üblichen Foren lässt sich Benidorm runterladen.

Volksnähe bewies im Sonntagsblick vom 3.9.2009 der Sportschreiben M.H., der schrieb: „Im Nobel-Ferienort Benidorm trifft Spanien auf Serbien.“ Na klar, kommt einfach auf die Perspektive drauf an! Und weil Dummköpfe gegeisselt gehören: Eine Tracht Prügel für mich, steht doch in der gedrucktgen Version „der Stararchitekt Winy Mass“ statt Winy Maas, obwohl ich den Mann schon getroffen habe, grossartig finde und eigentlich weiss, wie man seinen Namen schreibt.

Verdichtet Ferien machen Benidorm
se vende se alquila benidorm
Palmenparadies Benidorm
Originelle Archtiektur in BenidormModerne unter blauem Himmel Benidorm

Freie Fahrt in Benidorm
First Stop Benidorm
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Luxuriöse Parkplätze am Schatten in Benidorm
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