18.06.2009  _  Fotos + Kolumne Facebook

How I learned to love Basel

Die Kolumne aus der SonntagsZeitung vom 21. Juli 2009

Als Spross einer Zürcher Bürgerfamilie lernte ich früh, dass das Andere, ja Abartige in drei Erscheinungsweisen auftritt. Erstens: FCZ-Anhänger, über die man schnödete, weil man aus Gründen der Spezieszugehörigkeit und Evolutionsposition für GC war. Deshalb kapierte ich sofort, als ich den Standesdünkel zugunsten linksradikalen Aktivismus aufgegeben hatte, warum meine Fussball begeisterten und betont proletarisch gestrickten Genossen jeweils skandierten:

„GZ schlah isch Klassäpflicht.“

Zweitens: Die Deutschen. Die Deutschen mochte man nicht, weil sie den Krieg angezettelt und dann auch noch verloren hatten.
Drittens gab es die Rivalität mit dem Basler, die so selbstverständlich war, dass sie ewig und unabänderlich schien. Die Basler mokierten sich stets über die „Zyrcher“, derweil der Zürcher den Basler verspottete. In den Neunzigern aber löste in Zürich der Aargauer den Basler ab, weil letzterer so abstrakt, der Aargauer samt den ihm zugeschriebenen weissen Socken aber konkret war und Zürich mit sich voll machte. Seither wurde die Feststellung,

„Da geht jetzt der Aargauer hin“

zum Reputationstod so mancher schmissigen Lokalität. Nicht einmal als der Regisseur Michael Steiner in seiner halbdokumentarischen Swissair-Saga Grounding die Basler Seilschaft um UBS-Boss Ospel und Crossair-Gründer Moritz Suter als Ränkeschmiede, Bösewichte und Swissair-Mörder porträtierte, nahm man das in Zürich als Basler Tat wahr. Ospel mochte man nicht, nicht weil er Basler, sondern weil er der Abzockerkönig und der arrogante Banker war, der unsere Fluggesellschaft hatte abschmieren lassen.

So bestätigte ich den Verdacht eines Basler Freundes, der mich gefragt hatte, ob es stimme, dass seinesgleichen keine Negativreflexe mehr hervorrufe in „Little-Big-City-European-Metropolitan-Region-of-Zurich/Wir-sind-(Millionen-)Zürich“ vulgo Zürich.
Und obzwar man mir in Basel Witze über Zürcher Grosskotzigkeit hinterbrachte („Ein Zürcher sieht erstmals den Ozean und sagt: ‚Das habe ich mir aber grösser vorgestellt.‘), obzwar das Lokalblatt BaZ neue Autobahnen mit „Basler können Zürich links liegen lassen“ bejubelt, fand ich Basel äusserst charmant.

Weil gerade Messe war & mich der Hafer stach, machte auch ich flux so eine performative Kunst mit so vielen Statisten, dass es eine Art haben sollte. Die wollten allesamt in Basel rekrutiert sein. Ich durchkämmte Feiereien, durchstreifte Bars und landete an einer grossartigen Guerillamodeschau der Boutiquen um die Feldbergstrasse. Schaulustige säumten die Trottoirs, schmucke Mannequins schnürten durch den Feierabendverkehr, die Designerin Anna-Lena Köfeler wirkte auf ihrem Schimmel wie eine Erscheinung aus einem anderen Zeitalter, kurzum, es war eine eigenartige Mischung aus Eleganz & Revolte.

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Feldbergstrasse Guerillamodeschau Reh4

2009 Basel Feldbergstrasse Guerillamodeschau

2009 Basel Feldbergstrasse Guerillamodeschau

Beim Überreden der Statisten (wir sprechen nicht von einem Low-, sondern von einem No-Budget-Projekt), merkte ich: Die Basler sind weniger hart. Netter. Und tatsächlich nicht so grossspurig wie unsereins.
Und: Basel hat momentan eine lebendige Szene und die richtige Energie. Auch wenn nur selten darüber rapportiert wird, weil wir Medienfritzen ja alle in Zürich hocken und das Lokalblatt schläft.
Ich, jedenfalls, liebe momentan Basel und nur Basel.

Zugabe:

Ein Zürcher mit einem Frosch auf dem Kopf kommt zum Arzt. Fragt der Arzt: „Was haben Sie?“ Sagt der Frosch: „Es hat mit einem Pickel angefangen…“

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Mehr Fotos:

Wie oben bemäkelt: Die BaZ liess das Thema Guerillamodeschau, das sich für eine Fotoseite hervorragend geieignet hätte, sausen und beschränkte sich auf eine dünne Erwähnung auf einer Sammelsuriumseite. Handkehrum treiben Medien wie die BaZ eben damit die Netzemanzipation voran. Sie zwingen einen dazu, dass man sich seine Berichterstattung gleich selber macht und auf alle Pressprodukte pfeift, die gemutmassten gemeinsamen kleinsten Mainstream-Nennern hinter her schreiben. Blogs wie dieser sind simpel zu bedienen, und die Aktion an der Feldbergstrasse ist ja bestens dokumentiert.

Fotos von Alena Boika:

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Guerrilamodeschau an der Feldbergstrasse

Guerrilamodeschau an der Feldbergstrasse


Troittoirdefilee mit Ghettoblastersound

Troittoirdefilee mit Ghettoblastersound


Urban-Warrior: Kriegsbemalt & nacktgezupft

Urban-Warrior: Kriegsbemalt & nacktgezupft


Inkarnierte Eleganz: Anna-Lena Köfeler auf ihrem Schimmel

Inkarnierte Eleganz: Anna-Lena Köfeler auf ihrem Schimmel



Noch ein paar Fotos, die mir Claudia Güdel zugehalten hat. Leider kenn ich die Namen der Fotographen nicht. Mail genügt: Und der Name kommt dazu. Oder das Foto wieder vom Netz.

Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

Catwalk Reh4 Basel 2009 06 11

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Installation: Farbe, Zierband und Biokot auf Asphalt

Installation: Farbe, Zierband und Biokot auf Asphalt

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